Bach: Matthäus-Passion

Philippe Herreweghe gilt als der Undogmatische unter den Vertretern der Originalklang-Bewegung. Nicht nur, dass der belgische Dirigent einen für diese Kreise eher ungewöhnlichen Legato-Stil pflegt, auch sein Repertoire kennt keine starre Linie. Im Gegenteil: Im Herrewegh’schen Versuchslabor sind Experimente in alle Richtungen erlaubt, solange sie nur dem eindringlichen, durchsichtigen Klangbild dienen. Im Lauf von 50 Jahren hat er gleich mehrere Ensembles und sogar ein eigenes Label gegründet. Kern seines Schaffens waren von Beginn an die großen Chor-Orchester-Werke. Noch als Student gründete er das Collegium Vocale Gent, mit dem er 1984 die Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach auf CD einspielte – und damit Maßstäbe setzte. Mit einer weiteren Aufnahme 1998 und zahlreichen Aufführungen in den folgenden Jahrzehnten hat Herreweghe immer wieder neue Zugänge gefunden und seine Sicht auf Bachs Werk gemeinsam mit dem weltbekannten Vokalensemble veredelt. Der Klang wird feiner, die Darstellung ist zunehmend von Reflektion und Ausgewogenheit geprägt, die tiefe Ergriffenheit des Zuhörenden aber bleibt.